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Texte

Woran man denken könnte, wenn man an Kulturpolitik denkt.

Geschrieben für Kulturjournal Regensburg im Verlag Michael Kroll

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Woran man denken könnte, wenn man an Kulturpolitik denkt.

01. August 2008

Geschrieben für Kulturjournal Regensburg im Verlag Michael Kroll

Sagen Sie mal Frau Müller, was würde eigentlich geschehen, wenn ihr Mann notorisch zu spät zur Arbeit käme? Sie meinen, das gäbe es nicht, ihr Mann kommt nie zu spät, er sei im Gegenteil meist vor der Zeit an seinem Platz, denn er verfahre nach dem Wahlspruch Fünf Minuten vor der Zeit ist die wahre Pünktlichkeit. Ihr Mann sagt, die jungen Leute kämen nicht mehr pünktlich, die würden sogar oft unpünktlich sein und die ganz jungen, die Lehrlinge, die könnten ja nicht mal richtig rechnen und schreiben. Und es würde ja auch im Fernsehen kommen, dass schlechte Deutschkenntnisse gerade bei Deutschen anzutreffen seien und kein Kopfrechnen beherrschen ist modern geworden. Das wäre früher schon anders gewesen, sagen Sie, sagt ihr Mann. Sie sagen aber, in der Firma Ihres Mannes hätte man auf die Bedürfnisse der jungen Mitarbeiter flexibel reagiert und fließende Arbeitszeiten eingeführt, was zur Folge hatte, dass die Jungen nicht mehr zu spät kommen, weil das ja dann gar nicht mehr geht. Finden Sie das gut oder schlecht? Na gut finde ich das, recht gut sogar, dann kann man das Kind in den Kindergarten bringen, auch wenn es in der Früh mal schwierig ist. Zum Beispiel! Oder wenn man mal am Abend noch weg gegangen ist, unter der Woche, dann muss man nicht blau machen, wie früher die jungen Leut am blauen Montag, sondern man kommt ein, zwei Stunden später. Und Ihr Mann? Naja, der findet es nicht so gut, weil dann ja bald jeder machen kann was er will, sagt er. Aber wenn Sie mich fragen, stinkt ihm bloß, dass er jetzt seiner Vorbildlichkeit beraubt ist. Und ich glaub, er hat sich’s nicht recht vorstellen können, wir haben ja eine ganz andere Kultur in unserer Familie. Was meinen Sie damit Frau Müller? Ja - wir sind halt eher so auf absolute, totale Verlässlichkeit eingestellt. Auf Zuverlässigkeit, Disziplin, Ordnung verstehn’s? Einer schafft an, die anderen rennen. Du musst nachts deine Sachen blind in der Wohnung finden, so ist das bei uns. Da liegt nie was rum. Und was hat das mit Gleitzeit und die mit Kultur zu tun, Frau Müller? Ja müssen’s das jetzt wirklich erklärt bekommen? Als Hausfrau und Mutter haben’s eh immer schon Gleitzeit geübt, auch früher schon, wo es so was noch gar nicht gegeben hat. Als junge Mütter hatten wir 24 Stunden Flexibilität, jeden Tag, keine feste Form, denn die Kinder waren ja alles, bloß nicht auszurechnen. Das ist z.B. wie mit der Kunst! Waren sie schon mal in einer gescheiten Kunstausstellung? Na dann. Mein Mann war froh, wenn er in der Arbeit eine Ordnung und einer Vorausschaubarkeit hat. Der geht nicht in Kunstausstellungen. Männer sind ja schnell überfordert, wenn sie zwei Sachen zugleich machen sollen, gell? Aber ich versteh noch nicht ganz den Aspekt mit der Kultur. Na das ist doch ganz einfach, mein Herr. Der Marx hat gesagt - schon lang her, ich weiß - dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Also, wenn Sie nie eine Flexibilität gelernt haben oder wenn Sie keine alternativen Modelle kennen, wenn Sie nichts anschauen können, wenn Sie nie die Möglichkeit haben Ihre Phantasie zu üben, an Herausforderungen, nicht immer nur an Selbstbestätigung, dann können’s aus lauter Angst schon nicht reagieren. Dann schaun’s freilich lieber nach hinten als nach vorne. Und mein Mann, der hat mehr Angst als Vaterlandsliebe, des sag ich Ihnen ganz offen. In der Kultur und in der Kunst können wir schon mal üben, was auf uns alle zukommt, mit der Globalisierung und den ganzen Sachen. Wer da steif ist, der kommt nicht weit. In der Kultur nicht und im Leben nicht. Hat jetzt jeder verstanden, dass Kultur eben nicht nur eine Operette im Stadttheater ist? Seng’s, alles hängt mit allem zusammen, gell? Und sie meinen, Frau Müller, dass man mit einer zeitgemäßen, innovativen Kultur eine bessere Infrastruktur bekommt? Naja schon, wenigstens probieren könnte man es ja mal. Junge Kultur in einer alten Stadt. Why not?

In der Kulturpolitik soll man mal nicht so sein.

Über Großzügigkeit

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In der Kulturpolitik soll man mal nicht so sein.

01. August 2008

Über Großzügigkeit

Ja Frau Müller, wenn Sie so gut wissen, wo es lang gehen soll mit der Kultur, dann erklären Sie uns doch bitte mal, wie Ihrer Meinung nach die Kulturpolitik in einer kleinen Großstadt  aussehen müsste. Na mein Herr, jetzt werden’ s aber sehr direkt. Mir soll es Recht sein. Ich bin ja nicht so. Ich bin ja nicht so, sollte unser Gespräch im Übrigen sowieso prägen. Man muss ja nicht immer gleich beleidigt sein. Gell? Kennen Sie den Hans-Jürgen Hafner? Natürlich nicht. Naja Sie kennen ihn vielleicht schon, aber Sie erinnern sich nicht mehr an ihn. Der junge Herr Hafner war vor noch nicht vielen Jahren in Regensburg aktiv, als Künstler, im Umfeld der nun weltberühmten Galerie von Michael Zink, heute in München, Berlin und NYC, früher Zink und Gegner und in der Oberen Bachgasse in Regensburg. Der Hafner und noch so ein junger Revoluzzer, haben seinerzeit so genannte „Interventionen“ im öffentlichen Raum veranstaltet. Mein Mann hat sich gleich aufgeregt, obwohl ihm eine Aussichtsplattform (eine Art Stehleiter!?) im Park ja nicht wehgetan hat. Aber er sperrt sich gern ein bisschen gegen den Weitblick, der Meine, aus Prinzip. Aber gütiger Heiland, er kann halt auch nicht leicht aus seiner engen Haut. Der Hafner war dann 2001 zum Kongress „Kultur findet Stadt“ in Regensburg, mit der zugegeben provokanten These: „Regensburg hat viele schöne Rahmen aber lausige Inhalte.“ Er wurde eingeladen, weil er international gefragt ist, als Kurator, Kunst- und Kulturkritiker für wichtige Zeitschriften. Jetzt dann, Ende Oktober kuratiert er die Ausstellung „Difference, what difference?“ anlässlich der wichtigsten deutschen Kunstmesse ART FORUM BERLIN. Wenn man solche Leute nicht integrieren oder zurückholen kann, und sei es temporär, dann erleidet man den so genannten Braindrain. Wissen’ s was das ist? Das ist das Gegenteil von „beste Köpfe nach Regensburg holen.“ So kleine Großstädte, mit einem manchmal verstaubten und nach hinten gerichteten Kulturbegriff haben es da schwer, die Guten zu halten und die Gefragten zu bekommen. Da muss man um jeden froh sein, der bleibt oder nach gewissen Erfahrungen in der großen, weiten Welt zurückkommt. Das verstehen Sie doch mein Herr? Ja das versteh ich schon Frau Müller, aber wie soll das denn gehen? Meinen Sie, man könnte die Galerie Wittenbrink zurückholen in die Ratisbona? Na des glaub ich nicht. Der Wittenbrink ist ja heute ein Galerist mit größtem internationalem Renommee. Bettina Frahm und Dieter Gössler waren extrem engagierte Tanzmeister am Regensburger Theater, aber sogar die sind weggegangen, nach ihrer aktiven Zeit. Und die jungen Leute aus der freien Szene? Wird man Tanzstelle R halten können? Gibt es genug Anerkennung, ja überhaupt Kenntnis von ihrer Existenz? Ja, Frau Müller, das Problem ist ja jetzt bekannt, wie schaut aber die Lösung aus? Na mein Herr, da fragen Sie mich? Wäre das nicht die Aufgabe der kommunalen Kulturpolitik? Aber einen Vorschlag kann ich natürlich machen, mein Herr. Sie kennen ja vielleicht das Schlachthof-Gelände im Osten. Der Regensburger Osten erlebt gerade eine dramatische Veränderung. Dramatisch meinen Sie Frau Müller? Na ich denk schon. Ich sag nur Zuckerfabrik. Zumindest könnte sie so verlaufen, die Veränderung, dass man etwas wagt, eine zukunftsfähige und nicht nur eine so la la funktionierende Stadt in der Stadt, das so genannte Marina Quartier. Mitten drin, der alte Schlachthof. Dort könnte eine Künstlerkolonie entstehen, mit Ausstellungs- und Veranstaltungshalle und Ateliers, in Genre übergreifender Ausrichtung und mit einem kommerziellen Partner, den Immobileinverwertern, die profitieren ja davon, damit das keine reine Subventionsgeschichte wird. Dann können’ s junge Leute sogar aus München anlocken, bei den Mieten dort. Dann können’ s den Spieß mal umdrehen. Dann wären wir mal am Drücker. Gell?

Die Kultur der verlogenen Reinheit

Multikulti kann nicht sterben

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Die Kultur der verlogenen Reinheit

01. August 2008

Multikulti kann nicht sterben

Wissen’s eigentlich, mein Herr, woher der Name der Stadt Bethlehem kommt, der Stadt, in der Christus geboren wurde? Der Name stammt vom syrischen Gott Adonis! Naja Frau Müller, ob das stimmen kann? Ich wusste gar nicht, dass Adonis syrisch, also kein griechischer Gott sein soll, das war mir nicht bekannt. Ja aber so ist das mit den durchmischten Kulturen, mein Herr, keineswegs ist irgend etwas rein und Identität ist ein schwieriger Begriff, passen’s mal auf: Dem syrischen Gott Adonis wurde wegen der guten Ernte geopfert, deshalb hieß sein antiker Tempel Baith la-Haim, Haus des Korns. Na! Merkens schon was? Bait la-Haim - Betlehem! Das ist leicht zu verstehen, oder? Und die Geschichtskundigen sagen uns, dass das Fleisch und Blut des Adonis unter den Gläubigen verteilt wurde, das erleben die Christen in der Eucharistie, symbolisch natürlich, heute noch, aber das geht eben auch auf Adonis zurück. Da schaun’s gell? Ja mein Mann hat auch g’schaut, als ich ihm das erzählt habe, aber der glaubt so was nicht, der denkt, der Kampf der Kulturen, also Muslime gegen Christen und Christen gegen Juden und Juden gegen Muslime und Hindus gegen Muslime und Königstreue gegen Preußen und so weiter, das wäre ein Naturgesetz, um den Kirchturm vor dem Minarett zu schützen, dabei ist das ein Unsinn. Keiner kann eine reine Kultur oder Religion nachweisen und was sollte das auch sein? Dumpfer Dogmatismus? Und vor dem Christentum gab es schon die jüdische Religion, die aber ihrerseits auf babylonische und syrische und was weiß ich noch für Traditionen zurückgegriffen hat. Ich bin ja keine Religionsforscherin mein Herr, aber so viel kann jeder sagen, die Kulturen vermischen sich überall auf der Welt. Es sind die Hetzer und Brandstifter, die gerne mal die Bibliothek von Alexandria abfackeln in ihrem christlichen Wahn, oder die Soldateska, die sich im über hunderte Jahre wunderbar multikulturellen Sarajevo einen Spaß macht, die Nationalbibliothek in Brand zu schießen. Denken Sie mal daran, wie lange die iberische Halbinsel brauchte, um sich von der mittelalterlichen Vertreibung der Muselmanen und der von diesen geförderten Juden zu erholen, der heilige Jakob, der Evangelist wurde zum „mata moro“, zum Maurentöter missbraucht, das Toleranzwunder von al-Andalus zerstört, die größte Wallfahrt aller Zeiten nach Santiago di Campostella (Jakob im Sternfeld) gegründet und gleichzeitig Kolumbus auf die Reise geschickt und in dessen Kielwasser Südamerika brutal ausgeraubt, ganze Völker vernichtet, Kulturen verstümmelt, Bücher verbrannt und daheim die Dummheit, die Angst, das Analphabetentum und die Bigotterie gezüchtet. Und selbst heute noch, wie wir von Almodovar, dem genialen spanischen Regisseur wissen, ist die Bigotterie, gepaart mit ungestillten sexuellen Begierden virulent. Die erlogene Kultur der Reinheit, die es ja nicht gibt, mein Herr, die kann dann ihre Körpersäfte nicht bei sich behalten. Das ist schon sehr seltsam gell? Auf allen Kontinenten, die der Papst bereist, muss er sich für seine leider nicht gerade selten pädophilen Priester entschuldigen. Aber daheim die Reinheit vom Katheder predigen!

Jetzt kommen Sie vom Thema ab, Frau Müller, wir wollten über Kulturpolitik reden, oder? Was hat das alles denn mit Kulturpolitik zu tun? Na jetzt sitzen Sie aber auf der Leitung, wie mein Mann. Aber passen’s mal auf, ich will ihnen das erklären: Wenn heute wieder „welche“ vom Ende der multikulturellen Gesellschaft daherreden, wenn also von einer Reinheit und nicht von einer dauernden, jahrtausende dauernden Vermischung ausgegangen wird, um noch ein paar dumme, bigotte und angstvolle Wähler zu finden, dann will man die Kultur als solche abschaffen! Naja, so schlimm es sich anhört, so schlimm ist es dann gar nicht. Das Amalgam, die Legierung, der bunte Strauss, der Cocktail der Kulturen wartet ja nicht auf gestrige Nationalisten und Neokonservative, da mischt sich fröhlich weiter, was nicht allein bleiben will. Auch die Nazis konnten den Mischmasch mit ihrem Terror nicht verhindern, im Gegenteil, durch die Flüchtlingsströme, die sie produziert haben ist erst recht alles durchmischt worden und wenig am alten Platz geblieben und Bin Laden wird auch keine perverse Reinheit herbeibomben können.

Wer redet schon über Kulturpolitik?

Wie, wo und ob man überhaupt öffentlich über Kultur spricht, ist Grund legend in der Kulturpolitik.

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Wer redet schon über Kulturpolitik?

01. August 2008

Wie, wo und ob man überhaupt öffentlich über Kultur spricht, ist Grund legend in der Kulturpolitik.

Frau Müller, es gab doch einmal den KultuRklub, waren Sie mal dabei, haben Sie sich das angesehen? Und den Koffer voller Ideen, kennen Sie den? Ist da was passiert - mit den schönen Ideen? Was halten Sie als genüssliche Kennerin von der Diskussionskultur in Regensburg? Gerade in der Kulturszene? Gibt es Foren und Bühnen für die kulturpolitische Diskussion in der Weltkulturerbestadt? Ist die Kulturpolitik wirklich Chefsache? Was macht denn der Chef mit der Chefsache? Wie schätzen Sie denn die Zukunftsfähigkeit des Kulturreferats? Glauben Sie, dass die Kultur an die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt anknüpfen kann? Kann Kultur sich überhaupt im Umfeld von Rankings behaupten und entwickeln? Muss Kultur nicht frei sein, ohne all zu enge Bandagen der hartleibigen Finanzminister und Kassenwarte? Was ist denn der Stellenwert der Kultur überhaupt, angesichts von Fußball- und Baseball-Subventions-Stadien, die Hunderttausende und Millionen verschlingen? Hat Kultur da überhaupt ein Gewicht? Oder ist Kultur nur da, weil es halt dazu gehört, irgendwie? Wie steht es um die Bewirtschaftung von Kultur in Regensburg?  Gibt es ein Bewusstsein zum überall virulenten Thema Kulturwirtschaft? Wer initiiert denn in Regensburg überhaupt das Gespräch über Kultur? Gibt es eine Figur oder Institution, die Themen positionieren kann? Gibt es Medien, außer dem Kulturjournal, die sich besonders der Kultur annehmen?

Na mein Herr, jetzt legen’s aber los. Haben Sie sich das alles aufgeschrieben, um mich zu erschlagen damit? Das klingt nach einem Überwältigungsversuch, mein Herr. Nun lassen’s mich mal so antworten: Jede Firma, wenn sie auf einem Feld tätig, wo man sich bewähren muss, wo es Konkurrenz gibt, hat eine Entwicklungs-abteilung. Heute nennt man das „think-tank“. Da schüttelt es meinen Mann regelrecht, wenn er solche Begriffe hört. Aber die Amis nennen das so und dann nennen wir das auch so in Old Europe. Die amerikanische ist eben immer noch die Leitkultur für fast die ganze Welt. Also, so eine Entwicklungsabteilung, die funktioniert anders, als - sagen wir mal - die Produktionsabteilung. Kommen’s noch mit? Naja, mein Herr, mein Mann wäre jetzt schon ausgestiegen, dem ist das alles immer gleich zu viel und zu kompliziert. Der denkt, Kultur ist, wenn man ein Theaterabo hat, wenn das Königludwigdenkmal am richtigen Platz steht, wenn Artikel in der Zeitung nicht mehr als 100 Wörter haben und wenn möglichst viele Feste ein Feuerwerk nach dem anderen in die Stadt zaubern. Und höchstens noch übers Johannisfeuer springen, obwohl das ja Brauchtum ist, in den Augen von mein Mann und nicht Kultur. Und Brauchtum ist aber die bessere Kultur, weil man das schon immer so gemacht hat, da gibt’s keinen Lehrling, der es besser als der Meister weiß. Sehn’s, das ist das Problem von meinem Mann, der diskutiert alles nur nach Eigennutz. Und wenn er seine Autorität in Frage gestellt sieht, wird er ganz besonders fuchtig. Aber das kann sich eine echte Entwicklungsabteilung gar nicht leisten. Die brauchen ja Innovationen, selbst wenn sie heut gut da stehen würden, aber wir wissen ja, wer rastet der rostet. Und für Innovationen braucht es Freiheit, Freiheit im Denken und Freiheit im Ausprobieren und Forschen. Und, das sagen auch die Amis, Freiheit kann man organisieren, zum Beispiel, in dem man ein Brainstorming macht. Schon wieder so was Amerikanisches. Beim Brainstorming ist die erste Regel, dass man erst mal nicht kritisieren darf, sondern nur wild herumspekuliert. Dann hat man  Material für die Weiterentwicklung. Sehn’s, mein Herr, und so kann man auch die Kultur betrachten, als brainstorming für die ganze Stadtgesellschaft, als eine Art besonderer Volkshochschule, als Dauerlernstationen mit Lustfaktor, mit Spaßfaktor, mit Erkenntnisgewinn. Wo sollen denn die kreativen Geister, die unsere Gesellschaft so dringend braucht, der Erfindergeist, der Wille etwas anders zu machen, etwas aus zu probieren, etwas zu wagen, mit dem Selbstbewusstsein eines Fritz Fend, der den Kabinenroller erfunden hat, wo sollen die denn herkommen, wenn man keinen Platz bereithält? Da muss es Platz geben, gell? In einer Stadt, die nur rückwärts gewandt ist, die nur im Geschichtsrausch herumtorkelt, die eher Klientelismus als sachliche fundierte Entwicklung betreibt, die oft ad hoc reagiert, der so ziemlich alle großen Kulturprojekte misslingen, die kaum Gespräche führt, aber gern diktiert, da will ja auch keiner bleiben, er sei denn als subalterner Buckelmacher.

So wird es wohl nicht ganz sein, Frau Müller, ganz so schlimm, oder? Naja, Sie haben Recht, es gibt schon ein paar gute Seelen in der Ratisbona, die was voranbringen und das  offene Kultur-Gespräch suchen. So ist es auch wieder nicht.

Vita

  1. 1986

    Gründung der Künstlergruppe WARUM • VÖGEL • FLIEGEN

    Studienaufenthalt London (GB)

  2. 1987

    Galerie Passage, München

  3. 1989

    Studienaufenthalt Halle (DDR)

    Galerie Pospieszczyk, Regensburg „Anordnung für Ostbayern“

    Städt. Galerie, Regensburg „Von der Figur zur Gestalt“ (Kat.)

  4. 1990

    Galerie der Künstler, München, Die ersten Jahre der Professionalität“ (Kat.)

  5. 1991

    Galerie am Maxwehr, Landshut (Kat.)

  6. 1992

    Galerie Slama, Klagenfurt (A)

    Städt. Galerie, Regensburg „Domino-Theorie“ (Kat.)

  7. 1993

    Werkstatt Neue Kunst, Ulm

    Kunstraum Axel Holm, Ulm

    Galerie van de Loo, Müchen

    Karl Hofer Gesellschaft, Berlin „Demode“ (Kat.)

    Kunstverein Weissensee, Berlin

  8. 1994

    Galerie Slama, Klagenfurt, (A) „Civitas“ (Kat.)

    Kunsthaus, Nürnberg

    Goethe Institut Addis Abeba (Äthiopien)

    TU Dresden, Inst. Für Städtebau

  9. 1995

    Galerie van de Loo, München

    Stadtmuseum, Amberg

    Kulturförderpreis der Stadt Regensburg

  10. 1996

    Studienaufenthalt Mailand (I)

    Hist. Museum Regensburg, „Orte der Liebe“ (Kat.)

    Art Cologne, Galerie van de Loo

    Galerie Alexander Räber, Zürich (CH)

  11. 1997

    Galerie Deschler, Berlin

    Künstlerhaus Schwandorf, „Kultnatur“ (Kat.)

    Landesbankgalerie, München

  12. 1998

    Galerie Hammer & Herzer, Weiden

  13. 1999

    Städt. Galerie, Regensburg „Aleazyklus“

    Galerie Neue Kunst, Amberg „Arbeit & Zufall“ (Kat.)

    Galerie der Staatsbibliothek, Pilsen (CZ)

    Städt. Galerie, Brixen (I)

  14. 2000

    Sommerakademie Frauenau, Lehrauftrag

    Kunstverein, Weiden „Arbeit & Zufall“

    Kunststation, Fulda - Kleinsassen

    FH Mikrosystemtechnik, Regensburg, „Grosses Glas“

  15. 2001

    Bezirk Oberpfalz, „Kunst + Natur“

    Sommerakademie Frauenau, Lehrauftrag

    Kunstverein Beratzhausen

    KuPo-Kongress „Kultur findet Stadt“, Regensburg

  16. 2002

    Sommerakademie Frauenau, Lehrauftrag

    Kunstpartner, Regensburg, „Das Innere von Hühnern“

    BioPark, Regensburg „Tulpenmanie“

    Universität Passau, Seminarvortrag „Ästhetik“

    Dobre Miasto, (Polen), intern. Symposium „Natur & Kunst“ (Kat.)

    Artvienna, Wien (A), Ostwestgalerie

    Gründung des KunstvereinGRAZ, Regensburg

  17. 2003

    KunstvereinGRAZ, Regensburg, „Pruski & Freunde“

    Ostwestgalerie, Regensburg „Rettungsversuche“

    Kunstforum Gunzenhausen, „Archen & Türme“

    Städt. Galerie bwa Bydgoszcz, (Polen) (Kat.)

    Kloster Metten „Archen & Türme“

  18. 2004

    Nykarleby (Finnland), artist in residence (Kat.)

    Galerie im Woferlhof, Kötzting

    Stadtmuseum, Amberg „Rettungsversuche“

    Städt. Galerie bwa Bydgoszcz (Polen) „Intern. Künstlersymposium

  19. 2005

    Städt. Galerie Cordonhaus, Cham „walking in my shoes“

    Museum KZ Stutthof, (Polen), „60. Jahrestag der Befreiung“ (Kat.)

    Sigismundkapelle, Regensburg, „Klone“

    Literaturtage, Weiden

    Kunstverein M3, Berlin

  20. 2006

    Art Karlsruhe, Ostwestgalerie

    Kunstverein St. Anna Kapelle, Passau, „Huber“

    Glasmuseum Frauenau, „50 Vasen“

    Beginn der KultuRklub-Reihe

  21. 2007

    Kunsthaus Wiesbaden, „Warum ich Schöpfer wurde“

    Galerie Bernsteinzimmer, Nürnberg „Katastrophen“

    Galerie Carola Insinger, Pielenhofen

    Galerie Heimspiel, Frankfurt/Main

    Künstlerhaus Schwandorf, „X + X „ (Kat.)

    Chodenmuseum Domazlice (CZ)

  22. 2008

    LWL Industriemuseum Gernheim „50 Vasen – 50 Künstler“

    113 Rettungsversuche, KunstvereinGRAZ, Regensburg

    Galerie am Geisberg, Oberrüsselsbach

    „Hecke im Haus“ Installation bei Franz Pröbster Kunzel, Freystadt

  23. 2009

    Ostwestgalerie Regensburg „Erlösungsversuche“

    Die Reise in das innerste der Sicht, Zwergerlgarten Salzburg

  24. 2010

    Galerie M. Beck, Homburg Saar

    „Esse nicht den gelben Schnee“, KunstvereinGRAZ, Regensburg

    Chodenmuseum, Galerie Gebrüder Spilar, Tomaslice, CZ

    Galerie Goller, Rosenthal-Theater, Selb

  25. 2011

    Ostwestgalerie Regensburg, „11 Gebote“

    „Rochade“, (K) KunstvereinGRAZ, KV Weiden, KV Pertolzhofen,

    Deutsch-Polnisches Kunst-Festival, Frankfurt/Oder und Slubice

  26. 2012

    „Rettungsversuche“ Der neue Tag, Weiden,

    „Das Innere von Hühnern“, Kreisklinik Wörth

    „Rettungsversuche“, Schloss Buchenau

    "Zwielicht", KunstvereinGRAZ Regensburg

  27. 2016

    Herausgabe von 9 BilderLeseBüchern, zuletzt „NKLY, 2te Rettungsversuche und eleven“.

    Zahlreiche Veranstaltungen und Vortragsreihen, z.B. „Politik der Kunst“ mit Peter Weibel, Florian Rötzer, H.M. Bachmayer, Marianne Pitzen, Hans Platschek , Franz Hummel, Wibke von Bonin, u.a.

    Ateliergesprächsreihe „Kunst, ....?“

    5 Ausgaben KultuRklub

    Zahlreiche Ausstellungen kuratiert, u.a. für Bezirk Regensburg, KunstvereinGRAZ, Städt. Galerie Regensburg, X + X 2008, Künstlerhaus Kebbelvilla und Städt. Galerie Klatovy CZ

    u.a.

Kontakt

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Hauptstrasse 49
92539 Schönsee

Telefon: 0176 9541 6353
E-Mail: info@einbildungshaus.de